Hund am Arbeitsplatz: Was darf der Chef verbieten?
Sechs Jahre lang duldete der Arbeitgeber die Büro-Hündin – jetzt reicht’s!
Über sechs Jahre war Hündin Lori eine stille Begleiterin ihrer Besitzerin am Arbeitsplatz. Ganz friedlich lag sie im Büro – und sogar still im Gerichtssaal, als über ihre berufliche Zukunft entschieden wurde. Doch nun zieht der Arbeitgeber die Notbremse: Lori soll zuhause bleiben. Ist das erlaubt?
Verbot im Arbeitsvertrag – aber jahrelang geduldet?
Die Mitarbeiterin arbeitet seit 2013 in einer Spielhalle im Schichtdienst. 2019 holte sie Lori aus einer Tötungsstation in Spanien. In der Corona-Zeit, aber auch durch private Umstände, nahm sie die Hündin immer häufiger mit zur Arbeit – und niemand hatte etwas dagegen. Bis März 2025. Dann kam die Ansage: Hund bleibt draußen!
Gericht: Duldung ≠ Erlaubnis
Klartext vom Landesarbeitsgericht Düsseldorf: Im ArbeitsvertragDer Arbeitsvertrag bildet das Fundament des Arbeitsverhältnisses. Er ist ein privatrechtlicher gegenseitiger Vertrag, durch den sich der Arbeitnehmer zur Leistung von Arbeit unter Leitung und nach Weisung des Arbeitgebers und der Arbeitgeber zur Zahlung der vereinbarten Vergütung verpflichtet. Mehr steht, dass Tiere am Arbeitsplatz nicht erlaubt sind. Punkt. Auch wenn jahrelang niemand etwas gesagt hat – das reicht nicht. Duldung ist eben keine rechtsverbindliche Erlaubnis.
Selbst der Vorsitzende Richter, offenbar selbst Hundebesitzer, erklärte: „Für uns ist es heute schwierig, der Klägerin zu helfen.“
Keine betriebliche Übung – kein Anspruch
Weil nur ein einziger Hund betroffen war, scheidet auch eine „betriebliche ÜbungAls betriebliche Übung bezeichnet man den Umstand, dass ein Arbeitnehmer aus der regelmäßigen Wiederholung bestimmter Verhaltensweisen des Arbeitgebers zu Recht ableiten darf, dass der Arbeitgeber sich auch in Zukunft bzw. auf Dauer so verhalten wird. Mehr“ aus. Dafür müssten mehrere Mitarbeitende ihre Tiere regelmäßig mitbringen. Auch sonst gibt es keinen rechtlichen Hebel – weder Vertrag noch Gesetz helfen weiter.
Traurige Realität: Lori muss (meist) zuhause bleiben
Emotional wurde es dennoch: Die Mitarbeiterin erklärte, wie sehr sie und Lori aufeinander angewiesen seien. Gemeinsame Urlaube, keine Restaurantbesuche ohne Hund, enge Bindung. Und trotzdem: Die Kammer sah Möglichkeiten – auch bei MindestlohnIn Frankreich hat der Mindestlohn seit mehr als 50 Jahren Tradition. Insgesamt existieren in 18 EU-Staaten Mindestlöhne. In Deutschland gab es ihn bis zum Jahre 2014 nicht. Mehr – eine Hundebetreuung zu organisieren.
Der Kompromiss: Lori darf nur noch bis Ende Mai mit
Im VergleichEin Vergleich ist ein Vertrag, durch den ein Rechtsstreit oder die Ungewissheit der Parteien über ein Rechtsverhältnis im Wege gegenseitigen Nachgebens beseitigt wird Mehr einigten sich die Parteien: Lori darf noch bis zum 31. Mai 2025 mit zur Arbeit. Danach nur noch, wenn die Geschäftsleitung ausdrücklich zustimmt. Damit sind alle Verfahren erledigt – zumindest fürs Erste.
Arbeitsrechtlich klar: Tiere nur mit Erlaubnis!
Grundsätzlich gilt: Ob ein Haustier mit ins Büro darf, entscheidet allein der Arbeitgeber. Grundlage ist das Direktionsrecht nach § 106 Gewerbeordnung (GewO). Arbeitgeber können – müssen aber nicht – Tiere im Betrieb zulassen. Sicherheit, Hygiene und Rücksicht auf Kolleg:innen spielen eine zentrale Rolle.
Ein Blick zurück: Auch andere Hunde mussten gehen
Bereits in einem anderen Fall untersagte das LAG Düsseldorf das Mitbringen einer dreibeinigen Hündin. Kolleg:innen fühlten sich unwohl, teilweise sogar bedroht. Auch da: Schluss mit dem Bürohund – trotz jahrelanger Duldung.
Fazit: Keine Rechte für Fellnasen ohne klare Absprache!
So hart es für viele klingt: Wer sein Haustier regelmäßig mit zur Arbeit bringen will, braucht eine ausdrückliche Genehmigung. Was lange gut geht, kann trotzdem rechtlich unzulässig sein. Arbeitgeber dürfen entscheiden – und dürfen ihre Meinung auch ändern.
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Zuständige Rechtsanwälte
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Volker Görzel Fachanwalt für Arbeitsrecht
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Simone Schäfer Fachanwältin für Arbeitsrecht
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Peter Friemond Fachanwalt für Arbeitsrecht